RTH, ETH & Sessions in 30 Sekunden vorgestellt

- Definition: RTH (Regular Trading Hours) sind die offiziellen Börsenzeiten mit dem höchsten Volumen. ETH umfasst Vor- und Nachbörse, oft mit geringerer Liquidität.
- Struktur: Der Handelstag ist in drei Hauptsessions unterteilt: Asien, London und New York – jede mit eigenem Volumen- und Bewegungsmuster.
- Signalwirkung: Viele Smart-Money-Setups wie Liquidity Sweeps oder MSS entstehen rund um Session-Übergänge – oft gezielt in Killzones.
- Vorteil für Trader: Wer den zeitlichen Kontext kennt, erkennt Manipulationen und Handelsrichtung früher – mit mehr Klarheit im Setup.
- Tipp: Nutze RTH-Only-Charts, um relevante Levels, Gaps und Tagesstruktur ohne Vorbörsenrauschen zu analysieren.
Einleitung
Wer sich mit Handelszeiten beschäftigt, muss zuerst eines verstehen: Zeit ist relativ – zumindest im Trading.
Denn je nach Plattform, Markt und Jahreszeit verschieben sich die Sessions. Und zwar nicht um Minuten, sondern um Stunden.
In diesem Artikel verwenden wir durchgehend die Mitteleuropäische Zeit (MEZ) – also die Uhrzeit, die du auch auf deiner Armbanduhr siehst, wenn du in Berlin, Zürich oder Wien lebst.
Aber: Die globalen Märkte richten sich oft nach New Yorker Zeit (EST) – und dort beginnt die Sommerzeit bereits Mitte März, während sie in Europa erst Ende März startet. Im Herbst endet sie ebenfalls zu unterschiedlichen Terminen.
Was heißt das konkret?
- Zwischen Mitte März und Ende März sowie Ende Oktober und Anfang November ist der Zeitunterschied zu New York nicht 6, sondern nur 5 Stunden.
- Das betrifft vor allem Trader, die präzise Killzones oder Opening Ranges handeln – eine Stunde Unterschied kann Setups entwerten.
Die drei großen Sessions
Asiatische Session (01:00 – 08:00 Uhr MEZ)
Die asiatische Session beginnt mit dem Handel in Sydney, geht über in Tokio und endet meist kurz nach der Öffnung von Hongkong und Singapur. In dieser Zeit schlafen Europa und Amerika – entsprechend dünn ist das Volumen.
Wer handelt in dieser Phase?
Vor allem asiatische Banken, institutionelle Investoren, Zentralbanken – aber auch große Konzerne mit Währungsabsicherungen. Besonders aktiv sind Währungspaare wie USD/JPY, AUD/USD oder NZD/USD. Auch der Goldmarkt reagiert gelegentlich empfindlich auf Bewegungen in Asien – etwa durch politische Spannungen oder geldpolitische Eingriffe.
Was ist das Ziel dieser Marktteilnehmer?
Meist geht es nicht um kurzfristige Spekulation, sondern um das Platzieren und Absichern von Kapital. Bewegungen sind daher oft technischer Natur, geprägt von Range-Bildung, gelegentlichen Stop-Runs über die Extrempunkte der Vorperiode – und insbesondere: Eine gezielte Vorbereitung auf das, was in London und New York folgen wird.
Welche Herausforderungen gibt es?
Das größte Problem ist geringe Liquidität. In dieser Phase reicht oft schon ein mittlerer Auftrag, um den Preis über 20 oder 30 Ticks zu bewegen. Gleichzeitig sind diese Bewegungen nicht verlässlich – markante Hochs und Tiefs werden in London oft “herausgeholt” und dienen als wichtige Elemente der Preisbildung.
“Trotz geringer Liquidität kann die asiatische Session politische Wucht entfalten.”
Am 20. Januar 2025 stellte das chinesische KI-Unternehmen DeepSeek sein neues Modell R1 vor – und löste damit eine Kettenreaktion auf den globalen Märkten aus.
Die Nachricht kam mitten in der Asia-Session – zu einer Uhrzeit, in der Europa gerade in den Handel startete und die Wall Street noch “schlief”. Das Besondere: R1 war nicht nur leistungsfähig, sondern in seiner Struktur und Preisgestaltung ein direkter Angriff auf etablierte US-Modelle wie ChatGPT von OpenAI.
Innerhalb weniger Stunden überholte DeepSeek in den App-Charts ChatGPT, chinesische Tech-Aktien sprangen an, während die US-Futures an diesem Tag deutlich ins Minus rutschten.

London Session (08:00 – 17:00 Uhr MEZ)
Wenn Europa erwacht, übernimmt das Volumen. London ist nicht nur geografisch, sondern auch historisch das Zentrum des Devisenhandels. Bis heute werden dort rund 40 % aller globalen Forex-Transaktionen abgewickelt – das ist mehr als in New York.
Wer handelt in dieser Session?
Neben europäischen Banken und Fonds vor allem auch internationale Akteure, die ihre Overnight-Positionen justieren. Zudem sind nun auch algorithmenbasierte Händler und früh aufgestandene US-Trader aktiv.
Was passiert typischerweise?
Die London Session bringt oft den ersten klaren Impuls des Tages. Besonders in der ersten Stunde kommt es häufig zu Breakouts aus der Asiatischen Range, Liquidity Sweeps oder ersten Market Structure Shifts.
Welche Herausforderungen bringt London?
London ist im Vergleich zu Asien impulsiv. Wer sich in dieser Phase verschätzt, wird nicht selten ausgestoppt, noch bevor der eigentliche Move beginnt. Deshalb arbeiten viele Smart Money Trader mit klaren Zeitfenstern wie der London Killzone (08:00–11:00 Uhr MEZ).
“Die London Kill Zone bezeichnet das besonders volatile Zeitfenster kurz nach Eröffnung der Londoner Börse, in dem institutionelle Trader gezielt Liquidität angreifen.”
London ist die Session, in der Struktur entsteht. Besonders in der London Kill Zone kommt es häufig zu gezielter Manipulation, oft ausgehend vom Opening Price. Dabei wird der Docht oder die Lunte der Tageskerze gebildet – ein typisches Zeichen dafür, dass das Smart Money zunächst Liquidität einsammelt, bevor die eigentliche Richtung eingeschlagen wird. Trader, die diese frühe Manipulation erkennen, können sich bereits in der London Session strategisch für den Tag positionieren.
New York Session (14:00 – 23:00 Uhr MEZ)
Die New York Session beginnt aus Sicht des professionellen Tradings nicht erst mit dem offiziellen Börsenstart um 15:30 Uhr MEZ, sondern deutlich früher:
Bereits ab 14:00 Uhr MEZ nimmt die Volatilität spürbar zu – institutionelle Händler aus den USA kommen an ihre Desks, Positionierungen starten, und erste Bewegungen setzen ein. Das ist die Pre-Market-Phase, in der viele Smart Money Trader gezielt nach Manipulationen, Sweeps oder Fair Value Gaps suchen.
Die offizielle Markteröffnung der NYSE und NASDAQ erfolgt dann um 15:30 Uhr MEZ (09:30 EST).
Ab diesem Moment fließt das Hauptvolumen in die US-Märkte – insbesondere in Indizes wie S&P 500, Nasdaq oder Dow Jones.
Der Handelstag endet um 22:00 Uhr MEZ, gefolgt von einer einstündigen Nachbörse (Post-Market), in der nochmals geringes Volumen umgesetzt wird.
“Die New York Pre-Session beginnt um 14:00 Uhr MEZ – das offizielle Opening ist um 15:30 Uhr.”
Wenn New York auf den Markt trifft, beginnt das, was ICT als „Stage“ bezeichnet: Die große Bewegung des Tages, gelenkt vom Smart Money. Wer die Übergänge zwischen Pre-Market, Killzone und Haupt-Session versteht, handelt nicht gegen die Bewegung – sondern mit ihr.
Was bedeuten RTH und ETH?
RTH – die „Regular Trading Hours“ – bezeichnen die offiziellen Handelszeiten eines Marktes. Für US-Aktien und Index-Futures liegen sie zwischen 15:30 und 22:00 Uhr MEZ. In diesem Zeitraum ist das Volumen am höchsten, institutionelle Händler sind aktiv, und es entstehen die zentralen Kursbewegungen, auf die sich professionelle Marktteilnehmer konzentrieren.
ETH – die „Extended Trading Hours“ – umfassen Vor- und Nachbörse. Bei Futures wie dem S&P 500 beginnt der Handel bereits am Sonntagabend um 23:00 Uhr MEZ und endet am Freitag gegen 23:00 Uhr. Diese erweiterten Phasen sind deutlich weniger liquide, können aber dennoch Bewegungen zeigen – etwa durch Asien-News oder Frühpositionierungen institutioneller Trader.
Deshalb arbeiten viele Smart Money Trader gezielt mit RTH-Only-Charts, um Preisstruktur, Gaps und Reaktionen dort zu analysieren, wo großes Volumen in den Markt kommt.
Das Ausblenden der ETH hilft dabei, relevante Preisniveaus und Strukturbrüche deutlicher zu erkennen, ohne durch dünn gehandelte Bewegungen der Vorbörse irritiert zu werden. Wer auf Klarheit setzt, beginnt seine Analyse dort, wo der Markt wirklich entscheidet – in der Hauptsession.
Regular Trading Hour Gap
Zwischen dem offiziellen Handelsschluss (RTH-Ende um 22:00 Uhr MEZ) und dem nächsten Handelsstart um 15:30 Uhr MEZ am Folgetag vergeht mehr als ein halber Tag – zumindest auf dem Papier. Wir wir wissen, wird in der Zwischenzeit rund um die Uhr weitergehandelt – in der ETH, also den Extended Trading Hours.
„In der Zeit von 22:00 Uhr bis 15:30 Uhr entsteht im RTH-Chart eine sichtbare Kurslücke, da alle Bewegungen außerhalb der regulären Handelszeiten ausgeblendet werden.“
Diese Lücke nennt man das RTH Gap.
Diese Gaps sind für viele Smart Money Trader von zentraler Bedeutung, weil der Markt dazu tendiert, diese Gaps während der RTH erneut anzulaufen, zu schließen oder dort zu reagieren. Oft dient das Gap selbst als Referenz für Intraday-Setups:
- Ein offenes Gap wird als magnetischer Preisbereich gesehen
- Ein Gap Close liefert oft eine Reaktion oder ein Umkehrsignal
- Das Gap Low/High dient als Ziel oder Verteidigungszone für Smart Money
Besonders wichtig: Diese Gaps sind nur sichtbar, wenn man RTH-only-Charts verwendet. Wer 24h-Daten nutzt, sieht keine Lücke – und erkennt daher auch keine potenziellen Setups, die auf dem Prinzip der Gap-Reaktion beruhen.

Typische Fehler und Missverständnisse
Viele Trader unterschätzen die Bedeutung von Zeitstruktur im Markt. Sie handeln Bewegungen, ohne zu hinterfragen, wann sie entstehen – und übersehen damit, ob diese Bewegungen überhaupt Relevanz haben. Ein klassischer Fehler ist die Annahme, dass der Markt rund um die Uhr gleichwertige Signale liefert. Doch nicht jede Preisbewegung ist gleichbedeutend – besonders nicht in Sessions mit geringer Liquidität. Gerade in der asiatischen Session entstehen oft Kursausschläge, die später komplett neutralisiert werden. Wer solche Bewegungen überbewertet, handelt gegen das, was institutionelle Akteure vorbereiten.
Auch 24h-Charts verleiten zu Fehlinterpretationen. Swing-Highs oder -Lows, die in der Pre-Market-Phase gebildet werden, sehen aus wie wichtige Strukturpunkte – sind aus Sicht von Volumenprofilen oder Orderflow häufig bedeutungslos. Deshalb arbeiten viele erfahrene Trader mit RTH-only-Ansichten. Sie filtern bewusst alles aus, was vor oder nach der echten Marktöffnung passiert, um saubere Preiszonen zu identifizieren.
Ein weiteres Missverständnis betrifft das Timing der US-Session. Viele konzentrieren sich ausschließlich auf den Börsenstart um 15:30 Uhr MEZ. Dabei beginnt die Vorbereitung oft deutlich früher – schon ab 14:00 Uhr. In dieser Phase entstehen erste Sweeps, Manipulationen oder Reaktionen auf die London-Bewegung.
Und schließlich wird die Übergangsphase zwischen den Sessions häufig falsch eingeschätzt. Die Grenzen zwischen Asien, London und New York sind keine starren Blöcke. Gerade an den Schnittpunkten – bei London Open oder New York Killzone – entstehen Manipulationen, Brüche und Umkehrpunkte.
RTH & ETH auf TradingView
Wenn du in TradingView zwischen den regulären Handelszeiten (RTH) und den elektronischen Handelszeiten (ETH) umschalten möchtest, findest du die Einstellung direkt unten im Chart, neben der Zeitzonenanzeige.
Schritt-für-Schritt:
- Öffne ein Instrument, das ETH-Daten unterstützt – z. B.
ES1!,NQ1!oder US-Aktien - Stelle sicher, dass du dich in einem Intraday-Zeitrahmen befindest (z. B. 5-Minuten-Chart). Auf Tages- oder Wochenbasis ist diese Einstellung nicht verfügbar.
- Klicke im unteren Chartbereich auf den Button mit der Aufschrift „ETH“ oder „RTH“ (rechts neben der Uhrzeit und Zeitzone)
- Wähle:
- „Elektronische Handelszeiten“ für den 24h-Chart
- „Reguläre Handelszeiten“ für reine RTH-Darstellung (z. B. 15:30–22:00 Uhr MEZ bei US-Märkten)
Die Umschaltung ist nur im Minuten-Chart möglich. Sobald du in eine Tagesansicht wechselst, wird automatisch der vollständige Kursverlauf angezeigt – unabhängig von der Session-Auswahl.
Fazit
Wer verstehen will, wie sich Märkte bewegen, muss begreifen, wann sie sich bewegen – und warum gerade dann. Die Einteilung des Handelstages in Sessions ist mehr als eine formale Uhrzeitstruktur. Sie ist die Grundlage für Liquidität, Volumen und Richtung.
Ob es die ruhige Asia-Session ist, die oft nur vorbereitet, die London-Session, die klare Impulse liefert, oder die New York-Session, in der sich Marktstruktur und Manipulation offenbaren: Jede Phase hat ihren Charakter, ihre Fallen und ihre Chancen.
RTH und ETH sind dabei keine kosmetischen Einstellungen, sondern ein Filter: Sie entscheiden darüber, ob du den Markt so siehst, wie ihn auch professionelle Teilnehmer betrachten – oder ob du durch Rauschen, Gaps und künstliche Bewegungen abgelenkt wirst.
Wer Smart Money verstehen will, muss verstehen, wann Smart Money handelt. Und das ist fast nie zufällig – sondern immer im Kontext von Zeit, Struktur und Liquidität. Wer diese Zusammenhänge erkennt, handelt nicht mehr gegen den Markt, sondern mit dem Takt, den er selbst vorgibt.
Häufige Fragen zu Sessions, RTH & ETH
Was ist der Unterschied zwischen RTH und ETH?
RTH (Regular Trading Hours) umfasst die offiziellen Börsenzeiten mit hohem Volumen, z. B. 15:30–22:00 Uhr MEZ für US-Aktien. ETH (Extended Trading Hours) bezeichnet Vor- und Nachbörse, in denen der Markt zwar offen, aber oft dünn und unzuverlässig ist.
Wie verwende ich RTH-only-Charts?
Auf Plattformen wie TradingView kannst du im Minutenchart zwischen regulären und erweiterten Handelszeiten umschalten. Dadurch werden Bewegungen außerhalb der Kernzeiten ausgeblendet – das hilft, relevante Preisniveaus klarer zu erkennen und Rauschen zu vermeiden.
Was ist das RTH Gap und warum ist es relevant?
Das RTH Gap ist die Kurslücke zwischen Handelsschluss (22:00 Uhr MEZ) und der Eröffnung am nächsten Tag (15:30 Uhr MEZ). Sie entsteht durch ausgeblendete ETH-Daten und dient häufig als Referenzzone für Reaktionen, Umkehrpunkte oder Ziele im Intraday-Trading.
Was sind Sessions im Trading – und wie sind sie strukturiert?
Der Handelstag wird grob in drei Hauptphasen unterteilt: Asien (01:00–08:00 MEZ), London (08:00–17:00 MEZ) und New York (14:00–23:00 MEZ). Jede dieser Sessions hat ihren eigenen Charakter, typische Bewegungsmuster und unterschiedliche Marktteilnehmer.
Welche der drei Handelssessions ist die wichtigste?
Die New York Session ist in der Regel die liquiditätsstärkste und volatilste. Hier fließen die meisten Orders, es werden zentrale Kursniveaus angelaufen und Intraday-Trends entschieden. Viele Setups entstehen rund um den Übergang von London zu New York.
